Die IGSV Jahrestagung 2021 am Fr., 19. + Sa., 20. März 2021 fand als Online Tagung statt.
Thema der Fachtagung 2021
Professorin Dr. Ursula Immenschuh von der Katholischen Hochschule Freiburg sprach über Die Bedeutung von Scham in Supervision und Coaching
„Die Scham ist die Hüterin der Würde“, sagt León Wurmser (z.B. 2016). Er deutet damit auf die positive Funktion dieses tabuisierten Gefühls hin. Wenn wir uns schämen, wollen wir im Boden versinken, denn die Scham ist das Gefühl, das uns sagt: so, wie du (gerade) bist, bist du nicht richtig.
Scham kann jederzeit akut werden. Sie ist ein Gefühl, das wir alle kennen, das aber individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Von Peinlichkeit bis abgrundtiefer Scham kennen wir viele Facetten.
Scham kennenzulernen als eine der wichtigsten Emotionen – zum Schutz unserer Identität, aber auch für das soziale Zusammenleben – ist eine mögliche Erkenntnis, wenn wir uns mit dem Thema befassen.
Da wir uns aber in der Scham nicht zeigen wollen, verbergen wir sie meist hinter „Masken“, wie León Wurmser die Verkleidungen wie Aggression, Projektion usw. nennt. Diese Masken als Schutz zu erkennen und die Bedürfnisse dahinter wahrzunehmen, ist die zweite Erkenntnis, die wir gewinnen können.
Welche Bedürfnisse das sind und wie wir sie in der Supervision berücksichtigen können, ist der pragmatisch-praxisorientierte Aspekt dieses Workshops.
Im persönlichen Austausch und in angeleiteten Kleingruppen können wir diese Spur verfolgen.
Beim Setting „Supervision“ sind dabei verschiedene Ebenen zu berücksichtigen: der Blick auf das Individuum, auf die Gruppe (Teams), auf die Organisation und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die uns umgeben. Es gibt zwar keine Rezepte, aber wir können lernen, überflüssige Scham (und Beschämung) zu vermeiden und mit Scham so umzugehen, dass sie unsere Würde schützen kann – die eigene Würde, und die der anderen.
Professorin Dr. Ursula Immenschuh – Katholische Hochschule Freiburg